Biotoppflege Galgenbergwiese – Glanzlicht 50 Jahre BNAN

Warm war’s!

Die Galgenbergwiese und das Wetter – Das Spektrum reicht von klatschnass bis klatschnass geschwitzt.

Bei der heutigen Biotoppflege war mal wieder schwitzen angesagt – und wie! Mit einigen Erholungspausen, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und einer an die Hitze angepasste Arbeitsgeschwindigkeit haben wir das, was wir uns vorgenommen haben, erreicht. Gestern haben wir den ersten Teil vorgemäht und heute den zweiten Teil des ersten Abschnittes fertig gemäht. Das hört sich jetzt komplizierter an, als es ist. Unsere Wiese ist so groß, dass wir sie nicht an einem Tag bearbeiten können. Daher gibt es dort jährlich zwei Pflegetermine im Abstand eines Monats. Das sequentielle Mähen hat zudem den Vorteil, dass einerseits Deckung und Nahrung auf der noch nicht gemähten Fläche erhalten bleibt, andererseits auf der zuerst gemähten Fläche zwischenzeitlich eine Nachblüte stattfinden kann.

Die Biotoppflege auf der Galgenbergwiese fand im Rahmen unserer „Glanzlicht – 50 Jahre BNAN“ Veranstaltungen statt. Im Frühjahr / Frühsommer haben wir einige, uns wichtige, Biotope bei unseren Exkursionen vorgestellt. Jetzt, im Spätsommer / Herbst, liegt der Schwerpunkt auf der praktischen Naturschutzarbeit. Gerne können Sie bei uns ganz unverbindlich bei einem Pflegeeinsatz vorbei kommen und uns und unsere wertvollen Biotope kennenlernen.

Vielleicht am 23. September, bei unserem zweiten Termin auf der Galgenbergwiese?

Der Laie staunt, die Fachfrau wundert sich

Natürlich ist auch der Fachmann irritiert.
Hirschwurz und Wald-Engelwurz, Küchenschellen und Wiesensilge, Trollblume und Pyramidenorchis, Traubenhyazinthe und Bärenschote, Fransen-Enzian und Ackerdistel, Sumpf-Storchschnabel und Graslilie. Verwirrend! Wie passt das zusammen?

Die Pflanzensoziologie, die Lehre von der Vergesellschaftung der Pflanzenarten, ordnet diese systematisch Pflanzengesellschaften zu. Dass Seerosen und Edelweiß nicht zusammen wachsen, das leuchtet ein. Die ökologischen Ansprüche dieser beiden Pflanzen sind dann doch zu weit entfernt. Ähnlich ist es aber auch bei den oben genannten Arten.

Die Hirschwurz (Peucedanum cervaria) ist eine Charakterart des Geranio-Peucedanetum cervariae, der Blutstorchschnabel-Hirschwurz-Saumgesellschaft. Diese gefährdete Pflanzengesellschaft kommt auf lichtreichen, kalkreichen, trockenen Standorten vor, die steinige Böden aufweisen.

Die Wald-Engelwurz ist eine Pflanze der Feucht- und Wechselfeuchtwiesen, der Auwälder.

Die Wiesensilge benötigt wechselfeuchte bis wechseltrockene, nährstoffreiche, humose, tiefgründige lehmige oder tonige Böden.

Die Bärenschote bzw. der Süße Tragant ist eine Pflanze der warmen Wald- und Gebüschränder.

Diese Liste könnte sicherlich noch verlängert werden. Die wenigen Beispiele zeigen jedoch, dass auf unserer Wiese manche Pflanzen zusammen wachsen, die sehr unterschiedliche Ansprüche haben.

Auf der Galgenbergwiese, je nach Sichtweise 151 Ar groß oder 1,5 Hektar klein, finden wir kleinteilig viele unterschiedliche ökologische Nischen. Mal feucht, mal wechselfeucht, mal trocken. Mal tiefgründiger, mal steiniger. Mal flacher, mal steiler, mal mit Abbruchkanten einiger Hangrutschungen. Mit schattigen Stellen, vielfach jedoch in der Mittags- und Abendsonne liegend.

Der Boden, die Ausrichtung des Hanges gepaart mit unserer jährlichen Wiesenmahd ist für die Artenvielfalt der Pflanzen ausschlaggebend. Auf so einer attraktiven Einkaufsmeile mit unterschiedlichsten Spezialitätengeschäften tummeln sich – glücklicherweise – immer noch eine Anzahl Insekten. Würfelfalter, Augenfalter, Scheckenfalter, Bläulinge und Perlmutterfalter, Rosen- und Bockkäfer, verschiedene Heuschrecken und Grashüpfer sowie die ein oder andere Wanzenart.

Apropos Wiesenmahd: auch wenn die Galgenbergwiese den Anschein wilder Natur erweckt, so ist sie doch Kulturland, uraltes Kulturland. Kulturland, das den Ansprüchen unserer heutigen Wirtschaftsweise nicht mehr gerecht wird. Keine Zufahrt, zu schmal, zu steil. Als wir 1982 die Wiese übernommen haben, war ein Teil verbuscht, auf einem weiteren Teil der Versuch einer Obstplantage gescheitert. Wir stellen uns heute die Frage, wie der Plan aussah, die Obsternte einzubringen? Weglos mit dem Sack auf dem Rücken nach oben, oder weglos hangabwärts? Es hätte für die Galgenbergwiese schlimmer kommen können. Viele einmähdige Grenzertragswiesen wurden mit Fichten aufgeforstet uns sind inzwischen vom Borkenkäfer befallene Fichtenmonokulturen. Monotonie versus Vielfalt.

 Diese Vielfalt lässt sich nur durch regelmäßige Bewirtschaftung erhalten. Ok, wir sagen Biotoppflege dazu, die Tätigkeit ist jedoch dieselbe. Regelmäßige Mahd verbunden mit dem Entfernen des Mähguts, um den Nährstoffeintrag auf der Fläche zu verringern. Da die Galgenbergwiese unser größtes Grundstück ist, ist es auch das, auf dem wir die meisten Arbeitsstunden geleistet haben – über 3500 im Zeitraum 1982 bis 2022 –, so manches Balkenmäher-Modell im Einsatz hatten und verschiedene Möglichkeiten des Grastransportes ausprobiert haben. Schlussendlich bleibt es Handarbeit, oftmals schweißtreibend.