Unweit einer stattlichen Weidebuche liegt, eingebettet zwischen zwei herrlichen Heckenstreifen, die BNAN-Haarbergwiese. Der dem Wasserberghaus zustrebende Wanderer wird die Wiese in den meisten Fällen gar nicht wahrnehmen, da die knapp 20 Meter, die unsere Wiese in der Breite misst, mit wenigen Schritten überwunden sind. Dafür ist annähernd 240 Meter lang, ein typischer Handtuchacker der schwäbischen Realerbteilung.

Wiese oder Acker?

Nachdem in den Heckenstreifen auch heute noch mancher Lesesteinhaufen zu finden ist, kann davon ausgegangen werden, dass das Grundstück im Lauf der Zeit unterschiedlich genutzt wurde. Sicherlich aber immer sehr extensiv, sehr beschwerlich, da von der Ortsmitte Reichenbach im Täle bis zur Wiese ein Höhenunterschied von 220 Meter zu überwinden, eine Wegstrecke von 1,8 Kilometer zurückzulegen ist. Die in der südlichen Hecke versteckte Feldscheuer mit ihrer einfachen Sitzbank war bestimmt bei manchem Unwetter ein gern aufgesuchter Ort.

Inzwischen ist die Feldscheuer baufällig, die Wiese für eine moderne Landwirtschaft ungeeignet. War das der Grund, dass uns die Wiese 1988 zum Kauf angeboten wurde? Dass von privilegierter Seite kein Vorkaufsrecht in Anspruch genommen wurde? Möglich.

Die Wiese ermögliche uns jedoch auf das Regierungspräsidium dahingehend einzuwirken, dass die Hochfläche des Haarbergs mit in das 1991 ausgewiesene Naturschutzgebiet Haarberg/Wasserberg aufgenommen wurde. Erweitern wir unseren Blick von der schmalen Wiese auf die Hochfläche so sehen wir dort ein Mosaik aus artenreichen Wiesen, Hecken und unterschiedlichen Saumgesellschaften mit fließenden Übergängen zum angrenzenden Wald und Wacholderheide.

Artenvielfalt

Mit unseren Vegetationsaufnahmen konnten wir bisher 138 unterschiedliche Pflanzen auf unserem Grundstück dokumentieren, darunter über 25 verschiedene Baum- und Straucharten. Einbeere, Maiglöckchen, Haselwurz und Busch-Windröschen aus dem nahen Wald, Klatschmohn als Relikt der ehemaligen Ackernutzung, die Pyramidenorchis als Vertreter der Flora der angrenzenden Wacholderheide. Wenn wir einen Blick auf die deutschen Artnamen werfen, dann finden wir dort 14 Pflanzen mit der Bezeichnung „Wiese“, 11 Arten, die „Wald“ in ihrem Namen tragen und 6 mit „Feld“ oder „Acker“. Sicherlich keine wissenschaftliche Auswertung, die aber dem entspricht, als was wir die Haarbergwiese erhalten wollen: als heckengesäumte, einmähdige Magerwiese.

Pflegeziele

Unser Ziel ist der Erhalt der einmähdigen Wiese mit einer Steigerung der Artenzahl durch Aushagerung sowie die Erhaltung der artenreichen Hecken unter dem Aspekt, dass die Hecken die Wiese nicht zu sehr beschattet.

 

Daten zur Haarbergwiese

Höhenlage: 710 Meter NN
Größe: ca. 34 ar

Schutzstatus: Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet Filsalb, Vogelschutzgebiet Mittlere Schwäbische Alb

Biotoppflege 1988 – 2022: 35 Arbeitseinsätze, 946 Stunden
Zwischen 1996 und 2014 wurde die Wiese vom Landwirt gemäht.