Kurz vor dem Sattel zwischen Sielenwang und Fuchseckmassiv befindet sich auf der linken Talseite unsere Sielenwangwiese. Von der Straße im Talgrund zieht sich der Hang zuerst sanft ansteigend, dann immer steiler werdend himmelwärts empor. Das flachste Flurstück wird noch als Acker genutzt, bergwärts schließt sich eine große Wirtschaftswiese an, auf der noch einige niedrige Kulturraine schemenhaft zu erahnen sind und davon zeugen, dass die heute als große Einheit bewirtschaftete Fläche einmal mehrere kleinere Wiesengrundstücke waren. Dann wird das Gelände so steil, dass dort nicht mehr wirtschaftlich mit Traktoren gearbeitet werden kann: unsere Sielenwangwiese. Hinter der Hecke, welche die Wiese begrenzt, eine Wacholderheide, die wie eine Mauer wirkt. Übersteil! Unsere Sielenwangheide.

Die Wiese wird von uns jährlich gemäht und abgeräumt. Dadurch hat sich dort die bunte Vielfalt einer mageren Mähwiese erhalten. Im Frühjahr dominieren dort die Wiesen-Schlüsselblumen, begleitet von einigen kleinen, tiefblauen Baurabübla. Im Sommer ein Refugium einst überall häufiger Wiesenpflanzen: Margueriten, Wiesen-Bocksbart, Wiesensalbei, Flockenblumen und Skabiosen.

Der ostexponierte Hang der Sielenwangheide ist von einer mächtigen Weißjura-Gamma-Schicht (Lacunosamergel) bestimmt und in der Kombination Steilheit und Mergel-Untergrund stark erosionsgefährdet. Besonders bei nasser Witterung hinterlässt eine Beweidung starke Schäden an der Vegetationsdecke. Wir wollen uns da nicht herausnehmen: auch die Trittschäden durch den weglos über die Heide Wandernden führt zur Erosion, die sich auf der Sielenwangheide zu senkrechten Erosionsrinnen ausgeweitet hatten. Erst nach jahrzehntelanger, an der Sukzession orientierter Pflege, konnten wir die auftretenden Schädigungen beseitigen.

Auf dem schon von der Morgensonne beschienenen, wärmebegünstigten Hang sind viele Pflanzen, die dem mediterranen Florenelement zuzuordnen sind, zu finden. Mit 76 unterschiedlichen Arten sind die Pflanzen, die Gradmann im Lebensraum der Steppenheide verortet, reich vertreten. 11 Pflanzenarten stuft die Rote Liste (1999) als gefährdet, 9 als stark gefährdet ein.

Diese Zahlen unterstreichen zum einen die Bedeutung der Sielenwangheide als Rückzugsgebiet für Steppenheidearten und Pflanzen ehemaliger Mähderwiesen und zum anderen die hohe Anzahl von Arten der Roten Liste. Beide Faktoren bestimmen maßgeblich die Art der Biotoppflege.

Pflegebedürfnis der wichtigsten Pflanzenarten der Sielenwangheide

4 Arten

Steppeheidearten, die auf eine Mahd und eine Beweidung negativ reagieren

32 Arten

Steppenheidearten, die lichtliebend und konkurrenzschwach sind und deshalb eine Mahd brauchen, ggf. auch eine 3-4 jährige Beweidung

33 Arten

Wiesenarten, lichtliebend und robust, eine jährliche Mahd brauchend, ggf. Beweidung in 2-3 jährigem Abstand

15 Arten

Wiesenarten, die auf eine Mahd oder Beweidung positiv reagieren

5 Arten

Weidearten, die beweidet werden wollen

Die Erosionsgefährdung der steilen Sielenwangheide lässt nur eine gesteuerte Beweidung zu. Da dies nicht praktikabel ist, kommt nur eine sukzessionsgesteuerte mechanische Pflege in Betracht.

Daten zur Sielenwangwiese, -heide

Höhenlage: 660 – 690 Meter NN
Größe: ca. 81 ar

Schutzstatus: Heide Naturdenkmal, Heide und Wiese Vogelschutzgebiet Mittlere Schwäbische Alb

Biotoppflege 1982 – 2022: 1856 Stunden (94 Arbeitseinsätze)