BNAN – Pflege von Wacholderheiden.

Wacholderheiden sind durch die Wanderschäferei entstanden. Mit der Aufgabe dieser Bewirtschaftungsform, die zeitlich mit der Düngung und intensiven Nutzung von Magerwiesen und der daraus resultierenden Artenverarmung zusammenfiel, konnten sich viele Wiesenpflanzen und -tiere auf die nun schaffreien Flächen retten und dort einen Ersatzlebensraum finden. Allerdings drohen diese Flächen ohne den Schafbiss zu verbuschen, später zu verwalden. Die oft praktizierte intensive Beweidung mit Schaf und Ziege mag die Landschaft kostengünstig offenhalten, sie schafft aber gänzlich andere Biotope als die artenreichen Lebensräume, die wir anstreben. Freie Entwicklung der Flächen ohne Eingriffe ist aber genauso kontraproduktiv. Der BNAN hat in seiner „Heideresolution“ seine Position beschrieben: Erhaltung eines artenreichen Sukzessionsstadiums durch mechanische Pflege, ähnlich wie wir sie auf unseren Wiesen praktizieren. Auf den BNAN-Heiden findet sich demzufolge eine Fülle von Arten, die teilweise hochgefährdet sind. Das sehr seltene Bergkronwicken-Widderchen ist in Deutschland fast nur noch auf der Alb zu finden; auf unserer Heide bei Reichenbach i. T. sind jährlich viele Exemplare der hübschen Blutströpfchens anzutreffen, auch weil durch unsere Pflege die alleinige Futterpflanze seiner Raupen, die Bergkronwicke, gefördert wird.Im Frühjahr eröffnen Küchenschelle und Frühlingsenzian den Blütenreigen, das Leberblümchen erreicht hier die Westgrenze seines Ostalbvorkommens.

Dann blühen Orchideen wie Hummel- und Fliegen-Ragwurz, Händelwurz oder Rotes Waldvögelein, im Sommer zieren Tausende Graslilien die Heide mit ihren zarten Blüten. Herbstenziane beschließen das Blütenjahr. Seltene Rentierflechten wachsen auf offenen Bodenstellen und verschiedene Sträucher liefern Nektarnahrung für Insekten und Früchte für Vögel und Kleinsäuger. Auch hier flattert der Schmetterlingshaft – und natürlich jede Menge echte Schmetterlinge neben allerlei anderen Insekten. Was wiederum Schlingnattern freut, die hier genug Nahrung und Unterschlupf finden. So sind alle zufrieden – inklusive des Wanderers, der ein solch schönes Stück Natur erleben darf.

Auszug aus der Resolution des Bundes Naturschutz Alb-Neckar e.V. zur Wiederbeweidung von Wacholderheiden auf kalkreichen Standorten der Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes 1984

Der Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V. wendet sich in diesem Aufruf an die zuständigen Fachbehörden, Gemeinden und Träger des privaten Naturschutzes, um seiner sorge über die Gefährdung der für den Artenschutz bedeutsamen Vorrangflächen in „offenen Wacholderheiden“ Ausdruck zu geben.

Angesprochen sind die floristisch und faunistisch reichen und vielfältigen Entwicklungsstadien auf ehemaligen Schafweiden, die durch intensive Wiederbeweidung Gefahr laufen, ihre wichtigen Funktionen als Rückzugsgebiete für zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten und als Ersatzbiotope für die fast verschwundenen einmähdigen Wiesen zu verlieren.

Zur Erhaltung der besonders artenreichen Wacholderheiden wird daher gefordert:

  1. Auf Flächen mit besonders wertvoller Vegetation sollte auf eine Wiederbeweidung verzichtet werden.
  2. Auf einem Teil der Flächen kann eine schonende auf kurze Fristen begrenzte Wiederbeweidung in Frage kommen. Dies setzt voraus, dass eine sorgfältige Untersuchung durch Fachleute vorausgegangen ist und eine laufende Überwachung erfolgt.
  3. Pflanzensoziologische Untersuchungen über die Auswirkungen der Wiederbeweidung müssen sich am Sukzessionsstadium „Offene Wacholderheide“ als Bezugsbasis orientieren, nicht am Vegetationsbild der einstigen Schafweide.
  4. Der Verbuschung artenreicher Wacholderheiden kann durch eine Mischung von mechanischer Pflege und gezielter Beweidung entgegengesteuert werden. Dies muss auf den Einzelstandort abgestimmt sein.
  5. Im Interesse des Artenschutzes muss künftig ein Teil der zur Verfügung stehenden Naturschutzmittel gezielt für die Erhaltung der „artenreichen Wacholderheide“ eingesetzt werden.