Exkursion ins Wassertal, Hohenstadt

Im südlichsten Zipfel des Landkreises Göppingen, weitab der Industrie des unteren Filstales, finden sich noch die Reste extensiv genutzter Hochland-Mähwiesen, die Reste einer verloren gegangenen Kulturlandschaft.

Unser Gründungsmitglied Dr. Rudolf Hauff schwärme in den 1970er-Jahren von den alten Zeiten, in denen die extensiv genutzten Wiesen wahre Botaniker-Paradiese gewesen seien. Sicherlich nicht nur Paradiese für Pflanzenfreunde, zur botanischen Artenvielfalt kam gewiss auch mannigfaltiges Insektenleben.

Uns ist natürlich bewusst, dass die extensive Wiesenbewirtschaftung mit immensem Personaleinsatz, mit langen Fußwegen, mit wenig bis keinem Maschineneinsatz durchgeführt wurde und heute die Landwirtschaft einem wirtschaftlichen Leistungszwang unterliegt.

Umso bemerkenswerter ist, dass sich im Wassertal innerhalb des intensiv genutzten Grünlands einige kleinere Biotope mit einer Artenvielfalt erhalten haben, wie sie im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb wohl kein zweites Mal zu finden sein wird.

Glücklicherweise hat Dr. Hauff dieses herrliche Fleckchen Erde schon vor langer Zeit unter Schutz stellen lassen. Ein Schutz ohne Pflege, ohne die Beibehaltung einer extensiven Bewirtschaftung, wie sie jahrhundertelang erfolgte, ist schlussendlich das Papier nicht wert, auf dem die Schutzverordnung veröffentlicht wurde. Jahrzehntelang haben engagierte Naturschützer aus dem BNAN bei den zuständigen Behörden und Gemeindeverwaltungen die notwendige Pflege eingefordert und manchen Rückschlag erlitten.

Auf Initiative des inzwischen gegründeten Landschafterhaltungsverbands Göppingen wurden die Wiesen und Raine im Jahr 2018 entbuscht und gemäht. Seit der Initialpflege mäht ein Landwirt in Kooperation mit amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz die Biotope jährlich in wechselnden Abschnitten.

Dort oben auf der rauen Alb ist es bekanntlich einen „Kittel kälter“ und die Wiesen noch nicht das erste Mal gemäht. Daher konnten wir bei unserer heutigen Exkursion zu den Pflanzenstadtorten im Wassertal vieles, was noch blühen wird, nur erahnen. Aber auch schon das, was gerade blüht, war sehenswert: Kleine Traubenhyazinthen – auf der Alb Baurabüble genannt, Echte Schlüsselblumen, Frühlings- und Weißes Fingerkraut sowie die ersten aufblühenden Pflanzen des Knöllchen-Steinbrechs.

Wenn man dann dort die Augen schließt, verwandeln sich die bis zum Horizont reichenden Hochleistungswiesen vor dem inneren Auge zu den Wiesen-Paradiesen, die Dr. Hauff noch sehen dürfte.

Eine ausführliche Würdigung der Biotope im Wassertal finden Sie in unserem (blätterbaren) Jahresbericht 2018