Biotoppflege Kuhbergwiese, Nenningen – Glanzlicht 50 Jahre BNAN
Jetzt hat uns der Regen doch noch erwischt. Kurz vor dem Ziel! Bei der vorletzten, fest geplanten Biotoppflege. (Keine Angst! Wenn Du dieses Jahr noch mithelfen willst, wir haben noch einige Zusatz-Bonus-Biotoppflegen. Die Termine erfährst Du über info@bnan-geislingen.de)
Heute waren wir auf unserer Kuhbergwiese hoch über Nenningen. Die südexponierte Magerwiese ist das Bindeglied zwischen den talwärtigen Wirtschaftswiesen und der über unserer Wiese liegenden, extrem steilen, mit Kalkschuttrinnen durchzogenen Wacholderheide. Die Wiese ist ein Ort, auf der sich verschiedene Lebensgemeinschaften vermischen, unterschiedliche Lebewesen zusammentreffen. Die in den Hecken der Wirtschaftswiesen brütenden Neuntöter nutzen unsere Magerwiese gemeinsam mit den Baumpiepern der Heide. Margeriten und Salbei aus den Wiesen treffen auf aus der Heide zugewanderten Orchideen und Enzianen. Der Scharnierlebensraum Kuhbergwiese ist Artenvielfalt pur! Eine komplexe, überaus komplizierte Artenvielfalt, bei der jede mit jedem interagiert.
Ménage à trois
Auf dem, aus der Heide eingewanderten Kreuzenzian legt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling seine Eier ab. Die Räupchen lassen sich nach der dritten Häutung vom Enzian fallen und werden danach von einer Knotenameisenart adoptieren und im Ameisennest versorgen. Nach dem Schlüpfen muss der Falter schnellstens das Ameisennest verlassen, da er in seiner neuen Gestalt von den Ameisen als Eindringling erkannt wird. Der fragile Zyklus kann aufs Neue beginnen. Zu dieser, an sich schon komplizierten, Dreiecksbeziehung gesellen sich weitere Akteure: Insekten, die die Enziane bestäuben, Spinnen, Wanzen und Läuse, die den Ameisen als Nahrung dienen. Und natütlich mancher Fressfeind.
Stark gefährdet
Wenn man als Kreuzenzian-Ameisenbläuling wenig mobil, positiv ausgedrückt, extrem standorttreu ist, wenn man zusätzlich an einen immer selten werdenden Lebensraum – den Kalkmagerrasen – gebunden ist, wenn man die Eier nur an einer einzige Raupennahrungspflanze ablegt und, wäre das noch nicht genug, auch noch von einer einzigen Ameisenart als Wirt abhängig ist, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man sich auf der Roten Liste wiederfindet. Im diesem Fall als eine in Deutschland „stark gefährdete“ Art (Kategorie 2).
Wir erhalten mit unserer manuellen, personalintensiven Biotoppflege-Arbeiten Lebensräume. Lebensräume, die ohne unsere, einmal im Jahr durchgeführte Mahd verbuschen würden. Mit der Folge, dass die auf diesen Lebensraumtyp spezialisierten Tiere und Pflanzen verschwinden, dort aussterben. Wenn wir durch unseren Einsatz den Lebensraum besonders bedrohter Arten, wie den Kreuzenzian und den Kreuzenzian-Ameisenbläuling erhalten können, dann hat sich jede in das Grundstück investierte Arbeitsstunde mehr als gelohnt. Auch die, bei der wir – acht, bis zur Unkenntlichkeit verhüllte, Frauen und Männer – nass, richtig, richtig nass, geworden sind.