BNAN – Pflege artenreicher Wiesen.

Eine üppig blühende Wiese im Frühsommer ist leider kein gewohnter Anblick mehr – die intensiv genutzten Wiesen ringsum sind längst schon gemäht, manche gar zum zweiten Mal. Auf der Kuhbergwiese bei Lauterstein-Nenningen, einem vereinseigenen Grundstück, pflegt unsere Bezirksgruppe eine Magerwiese nach althergebrachter extensiver Bewirtschaftungsweise: Keine Düngung, nur eine Mahd jährlich im Frühherbst. Zu diesem Zeitpunkt hat der Kreuzenzian, der im Hochsommer blüht, bereits seine Samen ausgestreut. Er ist Bestandteil einer bemerkenswerten Dreierbeziehung: Nur an ihm legt der Kreuzenzianameisenbläuling seine Eier ab, und die geschlüpften Raupen fressen nur Kreuzenzian. Nach einiger Zeit lassen sich die Raupen zu Boden fallen und imitieren den Duft der Larven der Knotenameise Myrmica schencki. Sie werden daraufhin von den Ameisen in ihr Nest getragen, wo sie über den Winter unerkannt gefüttert werden; im Frühjahr verpuppen sie sich und fliehen als fertiger Falter aus dem Nest – das Spiel beginnt von vorn. Dass eine Lebensweise in Abhängigkeit von nur einer speziellen Pflanzenart und nur einer speziellen Ameisenart an sich schon recht riskant ist, leuchtet ein. Zudem sind die Magerwiesen, auf denen der Enzian wächst, größtenteils aus unserer Landschaft verschwunden: Kein Wunder, dass Enzian, Schmetterling und Ameise hochgradig gefährdet sind.

Auf der Kuhbergwiese liegt daher der Pflegeschwerpunkt auf der Erhaltung des Kreuzenzian-Vorkommens. Die Maßnahmen zeigen Erfolg, denn der Bestand des Enzians hat in den letzten Jahren zugenommen. Nebenbei profitieren viele andere Arten von diesem intakten Lebensraum, wie z. B. der Neuntöter, der im benachbarten Heckenriegel brütet.

Andere Wiesen – andere Bilder:
Auf unserer Galgenbergwiese bei Bad Ditzenbach hat sich nach jahrelanger Pflege eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt eingefunden. Hier wachsen Orchideen wie Pyramidenorchis und Helmknabenkraut neben Trollblumen und Wiesensalbei, Schneeballsträucher und prächtige Feldahornbäume geben dem Biotop Struktur. Im Sommer flattern der seltene Schmetterlingshaft, Hummelschwärmer und zahllose Schmetterlinge über die Wiese. Grillen zirpen, Heuschrecken hüpfen und Spinnen bauen ihre Netze. In solchen Lebensräumen sehen wir jedes Jahr, wie lohnenswert unsere Anstrengungen sind, wie hier das Leben tobt. Besucher unserer Biotope sind regelmäßig begeistert von der Artenfülle und vor allem auch der schieren Masse unterschiedlichster Lebewesen.

Wiederum anders zeigt sich eine Wiese, die wir seit Jahrzehnten betreuen – hier rücken wir nicht selbst mit Mäher und Rechen an, sondern stimmen in Absprache mit Gemeinde und amtlichem Naturschutz die Pflegemaßnahmen ab. Im Wassertal bei Hohenstadt ist ein Rest der ehemals weit verbreiteten artenreichen Alb-Bergwiesen vor Flurbereinigung und Intensivierung gerettet worden. Das Naturdenkmal vermittelt einen Eindruck der früher auf den Albwiesen vorhandenen Lebensfülle. Im Frühjahr blühen dort die „Baurabüble“ zu Hunderten und man findet im Jahreslauf Pflanzen in Blüte, die im Filstal gänzlich fehlen, wie beispielsweise den Knöllchen-Steinbrech, das rare Weiße Fingerkraut und den in Deutschland nur auf der Schwäbischen Alb wachsenden Kärtner Hahnenfuß. Die Pflanzenfülle zieht eine Vielzahl an Tieren an,neben allerlei Insekten huschen etliche Zauneidechsen über das Gelände.

So unterschiedlich sich „unsere“ Wiesen auch zeigen, eins haben sie alle gemeinsam: Große Artenvielfalt und hohe Biodiversität. Die Wiesen, die unsere Gruppe betreut, sind Refugien für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten inmitten intensiv genutzter Landschaft. Wir pflegen sie auch in der Hoffnung, dass künftig ein Umdenken im Umgang mit Landschaft erfolgt, Artenreichtum durch Extensivierung gewünscht sein könnte und vielfältiges Leben von unseren Grundstücken aus neue Lebensräume findet.

Haben Sie auch Lust auf Abwechslung? Wir können Ihnen bei unseren Pflegeeinsätzen Bewegung an der frischen Luft, ein leckeres Vesper und gute Unterhaltung anbieten – und das unbezahlbare Gefühl, zum bunten Wiesenleben selbst beigetragen zu haben.